Ehrlich gesagt rümpfen nur Fluganfänger die Nase, wenn sie andere Passagiere erspähen, die mit einer Jogginghose beim Check-in auftauchen oder später an Bord in solch legeren Beinkleider wechseln. Denn Fliegen ist eine Zusammenkunft ganz verschiedener Charaktere und schon König Friedrich II. pflegte zu sagen: „Jeder soll nach seiner Fasson selig werden.“ Es gibt gute Gründe, die für Sportkleidung beim Fliegen sprechen. Je länger die Flugzeit, desto bequemer sollten Hose, Oberteil und Schuhe sein. Sportkleidung hält warm, lässt Bewegungsspielraum, bedeckt bloße Haut und erfüllt generell alle Anforderungen an ein zivilisiertes Zusammensein. Es mag Sie irritieren, andere Fluggäste in Kleidung zu sehen, die Sie selbst allenfalls daheim vor dem Fernseher oder ansonsten beim Sport anziehen würden. Doch solange die Jogginghose nicht vor Dreck strotzt und unangenehme Gerüche absondert, ist mit ihr beim Fliegen alles okay.
Kleider machen Leute – sogar die Jogginghose
Ein weiterer Gedankenanstoß in Sachen Jogginghose beim Fliegen, gerade in der Business Class oder First Class: Niemand kennt alle Prominenten, niemand weiß, hinter welcher unscheinbaren Figur sich eventuell aus dem Silicon Valley ein Multimillionär verbirgt. Kritik an modischen Gewohnheiten aus weltanschaulichen Gründen verbietet sich an sich und auch Sportler müssen fliegen. Wenn der amerikanische Hip-hop-Künstler den Jogginganzug für seine Uniform hält, wenn der russische Oligarch oder der Start-up-Star sich an Bord wie daheim fühlen möchte oder eben auch, wenn arabische Mitreisende sich in für uns exotische Gewänder kleiden – denken Sie stets daran, dass für andere Ihr eigenes Outfit ebenso befremdlich wirken mag. Die Zeiten, als das Fliegen eine weitgehend der weißen Bevölkerung aus der westlichen Welt mit zugehörigem Dresscode vorbehaltene Transportmethode war, sind unwiderruflich vorbei. Ein jeder trägt das, was er für angemessen und praktisch hält. Dies gilt im Umkehrschluss auch für Sie.
Was für die Jogginghose beim Fliegen spricht
Mittel- und Langstrecken sind trotz aller Bemühungen der Fluggesellschaften eine Anstrengung. Um zwischendurch zumindest ein bisschen Schlafen zu können, ist die Jogginghose ein Pluspunkt, entspricht sie doch weitgehend der Schlafanzughose. Probieren Sie es einfach mal aus und höchstwahrscheinlich werden Sie daran Gefallen finden. Natürlich suchen Sie bitte für das eventuelle Umziehen die Toilette auf, damit niemand ungewollt ihre Unterwäsche zu Gesicht bekommt.
Natürlich haben Sie darauf geachtet, dass Ihre Jogginghose frisch gewaschen ist, um keine Irritationen auszulösen. Doch noch einmal: Gegen eine Jogginghose beim Fliegen als bequeme Bordbekleidung ist aus moderner, aufgeklärter Sicht nichts einzuwenden. Über den Wolken hat die Etikette weniger zu sagen als das persönliche Wohlgefühl – und das gilt auch für andere Kleiderstücke als die Jogginghose.